Videochat mit „Tato“ aus Argentinien

Schüler:innen der BHAK Waidhofen an der Ybbs sprachen in einem Videochat mit Juan Carlos „Tato“ Figueredo aus Argentinien. Es ging um „Unser Essen. Unsere Zukunft“.

Eineinhalb dichte Stunden erlebten die Schüler:innen der 3BK beim Ernährungsworkshop im Religionsunterricht und die TZW3-Schüler:innen im Nawi-Unterricht an der BHAK Waidhofen an der Ybbs am 2. Juni. Juan Carlos “Tato” Figueredo (Foto) war aus dem Norden Argentiniens live zugeschaltet und bot den Schüler:innen gleich auch ein schönes Sprachenerlebnis in Spanisch. Er engagiert sich in der NGO “INCUPO” für die bäuerliche und indigene Bevölkerung. Die global agierende Agroindustrie in seiner Heimat und die Zukunft der kleinbäuerlichen Landwirtschaft mit ihren gesunden Lebensmitteln waren seine Themen.

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Fast paradiesisch schilderte er zu Beginn Natur, Artenvielfalt, Landschaften und Fruchtbarkeit in seiner Heimat im Norden Argentiniens. Auch hier leben wie im Amazonas noch viele indigene Völker in intensivster Nähe zur und mit der Waldnatur.

Matetee und Tortillas dürfen in der Familie und beim gemeinschaftlichen Zusammensein nie fehlen. Essen und Lebensmittel achtlos wegzuschmeißen ist ein NO GO. Lebensmittel hätten in seinem Umfeld einen Mehrwert, was zu viel ist, wird geteilt.

Argentinien ist ein Lebensmittelproduzent im großen Stil. Fünf Kilogramm Lebensmittel pro Kopf und Tag werden erzeugt und trotzdem gibt es Mangel und Hunger. Dieser Widerspruch hängt nach Carlos Figueredo mit der extremen Exportorientierung und mit der zunehmenden agroindustriellen Landwirtschaft zusammen. 60 Prozent aller Lebensmittel werden als Tierfutter exportiert, angebaut werden sie auf Monokulturfeldern bis zu 10.000 Hektar. Allein in Österreich werden pro Jahr 500.000 Tonnen Sojabohnen aus Südamerika in der Tiermast verfüttert. Internationales Kapital und Investmentfonds sind die Treiber dieser Entwicklung. Der stetig wachsende Flächenverbrauch und Preisdruck führen zur Vertreibung vieler Kleinbauernfamilien, die häufig in den Elendsvierteln der Großstädte landen.

500 Millionen Kilogramm Spritzmittel werden auf diesen Monokulturen pro Anbauperiode ausgebracht, was zu schleichender Vergiftung von Grundwasser und Boden führt. Die Pestizide finden sich natürlich auch in den Nahrungsmitteln selbst wieder.

„Schaffen wir eine Allianz über die Ländergrenzen hinweg, um die kleinstrukturierte Landwirtschaft zu schützen und zu stützen. Sie ist es, die gesunde Lebensmittel produziert, ohne stets neue soziale und ökologische Probleme zu schaffen“, das war die Einladung des argentinischen Referenten. Das Problem läge nach ihm bei den Großkonzernen, die aus Lebensmitteln ein großes Geschäft ohne Rücksicht auf Soziales und Natur machen.

Die Schüler:innen tauschten in Kleingruppen ihre Sichtweisen aus und wandten sich mit interessierten Fragen direkt an den Gast, was zu einem engagierten Austausch führte.

Figueredo ermunterte die jungen Gesprächsteilnehmer:innen in Österreich mit einer Erfahrung der Indigenen: „Wenn ihr mit der Natur in Beziehung seid, wenn ihr euch als Teil der Natur versteht, dann könnt ihr daraus viel Kraft schöpfen und euch für Veränderungen in der Lebensmittelherstellung einsetzen.“

Die Schüler:innen beider Klassen und auch ihre Lehrer Mag. Tatzberger Dorn und Dr. Wagner waren mit der Qualität des Workshops sehr zufrieden.

Veranstalter war Welthaus Österreich, ein Zusammenschluss von sechs katholischen entwicklungspolitischen Organisationen. Die Videochats finden im Rahmen des Programmes Begegnung mit Gästen statt.